„Burger Unser – das Standardwerk für wahre Liebhaber“ erschien Mitte März und schlug ein wie eine Bombe. Nach nur wenigen Wochen war die erste Auflage ausverkauft. Gerechtfertigt? Oder nur ein überzogener Hype um das Buch?
Zugegebenermaßen habe ich mir das Buch relativ spät gekauft und wohl noch eines der letzten Exemplare der ersten Ausgabe ergattern können. Warum ich so lange zögerte, frage ich mich noch immer. Schnell waren die ersten Rezensionen online, die durchweg positiv waren. Auch in diversen Facebook-Gruppen las man nur begeisterte Stimmen.
Als das Päckchen bei mir ankam, war ich zuerst überrascht. Für ein Buch so einen großen Karton? Das Päckchen war zudem auch schwer. Da wurde mir bewusst, dass hier etwas „Großes“ auf mich wartet. Und so war es auch. Ein von den Maßen „großes“ Buch, und das ca. 290 Seiten dick. Ein hochwertiger Einband. Drei Lesebändchen. Das Cover zieren zwei zum Beten geformte Hände, die einen Burger umschließen. Ein einfacher, dennoch pompös wirkender Schriftzug „BURGER UNSER“ – Die Hände, sowie die Schrift in Gold. Hier könnte auch „Die Bibel“ stehen und jeder Geistliche würde dieses Buch in die Hände nehmen. Ich öffnete es…
Am Inhaltsverzeichnis erkennt man, dass hier sehr viel Wert auf einen strukturierten Aufbau gelegt wurde. Anfangs gehen die Autoren auf die Geschichte des "Hamburgers" ein und wie sich verschiedene Personen die Erfindung des Hamburgers zuschreiben wollen.
Dann folgt das erste Kapitel: Buns. In der kurzen Einführung wird erläutert, warum ein richtiges Bun grundlegend über Erfolg oder Misserfolg eines Burgers entscheidet und die „Pappkameraden“ aus dem Supermarkt einfach nichts taugen. An der bebilderten Anleitung zum Herstellen der Buns erkennt man schon die Qualität der verwendeten Fotos. Welche Bedeutung hat der Mehltyp für das Backverhalten? Wie verändert Salz den Teig? Was bewirkt die Zugabe von Zucker? Das war nur ein kleiner Ausschnitt… Wer hätte gedacht, dass allein das Bun so viel Gesprächsstoff liefert? Dann folgen verschiedene Bun-Rezepte: vom Kartoffel-Bun, über Brioche-Bun zum Schokoladen-Bun. Von deftig zu süß – alles dabei. Dem aber nicht genug. Eine wesentliche Rolle spielt natürlich auch das Topping der Buns. Wer bisher immer Sesamsamen verwendete (wie ich), der bekommt hier sehr viele Vorschläge, wie das Bun bestückt werden kann.
Zweites Kapitel: Fleisch! Die Autoren starten mit etwas Fleischkunde. Es wird festgehalten, dass man mit Supermarkthack nicht erfolgreich sein wird. Anhand eines Schaubildes wird erklärt, woher welcher Cut aus dem Rind geschnitten wird. Es folgt eine bebilderte Anleitung zum Herstellen eigener Patties vom gesamten Fleischstück bis zum fertigen Patty. Wie bereits im Bun-Kapitel ist wieder Zeit für Theorie was das Wolfen, Kuttern usw. angeht. Nun wird das Braten der Patties genauer erklärt. Holzkohle oder Briketts? Sizzle-Zone? Beefer? Indirektes Grillen? Hier wird alles geklärt, so dass jeder danach weiß, wie man mit seinem Grillgerät seine Patties grillt. Abschließend werden Pattie-Rezepte vorgestellt – sehr abwechslungsreiche und interessante Kombinationen.
Im nächsten Kapitel dreht sich alles um Soßen. Wusstet ihr, dass das Tomatenketchup im Jahr 1812 erfunden wurde und das Ursprungsrezept der Mayonnaise bereits im Jahre 1024? Hier wird wieder viel Wissen für den Burger-Experten vermittelt. Es folgen diverse Rezepte für selbst hergestellten Ketchup und Mayonnaise. Diese Grundlagenrezepte sind wichtig für die folgenden Soßenrezepte, die darauf aufbauen. Interessant klingende Namen wie „Supermayo“ oder „The Mayo strikes Back“ machen direkt Lust auf die Soßen. Neben den Ketchup- und Mayo-basierten Soßen enthält das Buch viele weitere Soßenrezepte (z.B. „Bud & Terence“, „Der dunkle Ritter“).
Nächstes Kapitel: Beilagen. Hier findet jeder eine passende Beilage für seinen Burger. Die Rezepte sind unterteilt in: Frittierte Kartoffeln (u.a. Pommes, Kartoffelecken,…), gebackenes Gemüse, gegrilltes Gemüse, rohe und gegarte Kost und Eingelegtes. Wer hier nicht fündig wird, dem kann keiner mehr helfen. Aber nicht nur für einen Burger findet man Beilagen, sondern allgemein fürs Grillen oder BBQ – top!
In einer heiligen Schrift dürfen natürlich die 10 Gebote nicht fehlen – die „10 Burger-Gebote“ versteht sich! Diese Gebote sind gut gemeinte Ratschläge, die die Autoren zusammengetragen haben.
Dann folgen die Burger-Rezepte! Die Rezepte sind sehr ausführlich beschrieben und reichen bis zum Anrichten des Burgers. Ebenso geben die Autoren Empfehlungen, wie z.B. das Gewicht des Patties, das Bun-Topping, die Beilage, usw. Lustig aber auch hilfreich finde ich die Einstufung des „Sauereifaktors beim Essen“, aber auch das Schwierigkeits-Level, das der Burger voraussetzt. Nicht nur die abwechslungsreichen Rezepte hauen einem vom Hocker. Die Bilder! Die Burger sind grandios in Szene gesetzt. Ich möchte behaupten, dass sich auch hier ein Vegetarier schwer tut nicht direkt in den Burger mit saftigem Patty reinzubeissen. Hier finden sich fast 70 Burger-Kreationen mit zum Teil sehr interessanten Namen wie „Little Umami Boy“, „From Dusk Till Burn“ oder „Der Imperator“. Es gibt hier aber nicht nur deftige Burger – nein: auch für den süßen Zahn gibt es ein paar Rezepte.
Wer jetzt noch kann, der schaut sich das Kapitel Grundrezepte an. Hier gibt es Rezepte für Fonds, Öl und sogar Pulled Pork!
Am Ende des Buches folgt noch ein ausführliches Glossar, sowie eine Übersicht über die derzeit besten Burger-Läden in Deustchland, Österreich und der Schweiz.
Fazit
Dieses Buch eignet sich sowohl für den Anfänger, als auch für den Fortgeschrittenen. Egal ob man nun einen Gasgrill, Holzkohlegrill oder Beefer besitzt, die Rezepte können von jedem Burger-Freak nachgebaut werden. Zudem wird viel Wissen und Theorie gestreut, so dass man seinen Gesprächspartnern in jeder Stammtischdiskussionen weit überlegen ist. Wer noch kein Burger-Freak war, wird es nach dem Buch sein! Der Food-Fotograf hat hier ganze Arbeit geleistet: wer nicht lesen möchte, schaut einfach die Bilder an… So – und nun ab an den Grill, Burger brutzeln!
Die Fakten
- 13 Bun-Rezepte
- 18 Patty-Rezepte
- 37 Soßen-Rezepte
- 48 Beilagen-Rezepte
- 10 Burger-Gebote
- 68 Burger-Rezepte
- 6 Autoren
- 100 Prozent Liebe
Hinweis: Lediglich im Rezept des Brioche-Buns (S. 22/23) hat sich ein Fehler eingeschlichen. Als erste Zutat wurden 300 ml Milch aufgeführt – bitte streichen! ;-)
Chris